Was sagt Emma dazu?

Emma sagt:
Das, was leicht ist, bestimmt Weg und Ziel.

Emma sagt:
Arbeitet. Lebt. Spürt eure Freuden. Das sind eure Pflichten.
In der Freude gibt es keine Angst.

Emma sagt:
Der Tod gehört zum Leben. Wann begreift ihr das?

Emma sagt:
Geht euren Weg mit geliebten Füßen. Ich habe meine Füße, alle vier, immer geliebt. Zu Land, im Sand und, als LabradorIn, vor allem und mit Vorliebe im Wasser-WAsser-WASSER. Denn ich habe Schwimm-Häute. Und morgen. Hm. Also gestern.

Emma sagt:
Menschen, es gibt nur kollektives Karma. Tiere, Mneschen, Bäume, Meere, alles zusammen. Individuelles Karma gibt es nicht. Isso.

Ich gestehe,
ich rede mit einem Hund. Meinem Hund. Meinem na,ja, nicht-mehr-da-Hund, wenn ihr wisst, was ich meine. Emma.
Emma hat mich bis zum Schluss unterrichtet. hr Vermächtnis:
Unendliche Stille und Große Klarheit.
Dahin soll es gehen.
Und: Pausen machen!
Und: eigenes Tempo finden.
Das darf auch mal schnell sein wie auf der Autobahn ohne Tempolimit. Und dann, absolut im JETZT den Moment mitkriegen, wann die Schnelligkeit gedrosselt werden will.

Die Seele sammelte sich im Menschen, um den nächsten Schritt zu wählen.
Wir dürfen den Raum öffnen und die Geschenke kommen auf uns zu.
So gelangen wir in die tiefe Demut für das Leben und die Seele kann sich einweben in das Universum, in das Große Ganze.
Erleuchtungsmomente.

Emma

Hat sie gesagt.

Der letzte Tag 2021

Heute ist er endlich da, der letzte Tag im Jahr. Der Tag, den ich heimlich gefürchtet habe. Das Jahr verabschieden und damit einen weiteren Meilenstein hinter den Abschied von ihr zu setzen.

Ich war in der verzaubernden Morgen-Nebel-Sonne spazieren. Mit Emma. Klar.
Ich fülle ihre graue bröckelige Asche in ein kleines achteckiges Gläschen mit rosa Deckel und einem kleinen Herzen in rot drauf. Immer ein bischen von ihr dabei. Ich verteile Emma mit einem Mini-Messlöfffel über den Wegen und der Landschaft und dem Wasser, wo sie mich so viele Jahre begleitet hat. Oder ich sie. Oder wir einander. Ja, ich glaube so stimmt es: wir begleiteten einander. Ich bin sehr geizig mit ihrer Asche, nie zu viel auf einen Platz oder mehrmals. Die aschigen Überreste sollen reichen für alle gemeinsamen Orte. Und derer gibt es so einige.

Damit der Schmerz mich nicht zerreisst oder sie durch die Risse aus mir herausfließt, halte ich neuerdings mindestens eine Hand fest auf meinen Herzbereich gedrückt, der noch fragil und empfindlich ist. Komisch, mit meinem eigenen Tod könnte ich besser umgehen. Geht es anderen Menschen auch so?

Meine Emma

Meine geliebte und hingebungsvoll treue Begleiterin Emma ist gestorben. Am Palmsonntag, den 28. März. 2021. Am Abend. Kurz vor Zubettgehenszeit. Wir, mein Mann und ich, durften sie begleiten, stützen und betten. Die Trauer kam zuverlässig danach.

Heute ist es vier Tage her. Die Trauer trägt jeden Tag ein anderes Gewand. Manchmal wechselt sie stündlich ihre Garderobe. Heute lässt sie mich in Dunkelgrau gehen. Heute tut es unglaublich weh. Unfassbar, dass das schöne Tier nicht mehr um die Ecke kommt, mich auffordert raus zu gehen, Futter braucht oder einfach nur schauen will, wo ich stecke. Heute erwürgt mich die Trauer. Rückhaltlos. Grob. Stur und mit Mundgeruch. Heute ist meine Trauer so subtil, dass ich im einen Moment nicht weinen kann und im anderen der Schmerz meine Eingeweiden schier zerreisst.

Heute gab es Momente, da war ich erstaunt. Über mich selbst. Wie ein Kleinkind tappte ich in meine neuen freien Zeiten. Traute mich nicht, mich entsprechend zu freuen ob der geweiteten Zeit und den neuen unabhängigen Möglichkeiten. Tappte in mein Büro mit den vielen unerledigten Zetteln auf dem Schreibtisch. In den vergangenen Monaten hatte ich meine Papiere und Ordner nach unten getragen, um sie zu bearbeiten. Unten, das bedeutet Wohnzimmer. Das bedeutet Sofa mit Menschenplatz und Hundeteil. Und vor allem bedeutet es treppenfrei, denn das Treppensteigen ist, war, seit Wochen endgültig vorbei für Emma.

Zaghaft dann an das Erledigen der Dinge gewagt. Und dann das unrunde Klappern ihrer Nägel auf den Fliesen im Eingang vermisst. Ganz plötzlich unerwartet. Meine Augen konnten dir Tränen wieder einmal nicht auffangen. Augen sind keine Tränen-Cysternen. Die Augenwinkel sind zu klein, die schaffen das auch nicht.
Ich bin immer noch un-tröstlich.
Wenn Arthur und Stefan nachher wieder kommen, werden wir uns gegenseitig trösten.